Das Dorf liegt in der grünen Po-Ebene um Ravenna, südwestlich von Lugo, entlang der Stradelli Guelfi, die parallel zur Via Emilia verläuft und einst verschiedene Schlösser, Kirchen und Adelsresidenzen von Bologna bis zur Adria miteinander verband.
In der gesamten Ebene ist Bagnara di Romagna, das heute zum Club der "Schönsten Dörfer Italiens" gehört, ein seltenes Beispiel für ein vollständig erhaltenes mittelalterliches Castrum.
Das gesamte Verteidigungssystem, bestehend aus der Burg der Herrschaftsfamilie Sforza, der umgebenden Mauer und dem Burggraben, ist auch heute noch gut sichtbar. Der Bergfried wird von vielen Historikern als eines der besten Bauwerke der Festungsbaukunst des 15. Jh. angesehen.
In der Rocca Sforzesca (der Burg der Familie Sforza), die das ganze Jahr über besichtigt werden kann, spürt man noch immer die Atmosphäre vergangener Epochen. Von besonderem Interesse sind neben dem Bergfried der Innenhof, der ganz im Renaissancestil gestaltet ist, einige der Innenräume mit den ursprünglichen Holzdecken, die eisernen Halterungen der Zugbrücke, die Loggien, der Brunnen über der Zisterne und die Wendeltreppe, die aus 78 übereinander angeordneten Sandsteinblöcken besteht. Alles Elemente, die charakteristisch für den "schönen Stil" des 16. Jh. sind.
Heute ist in der Burg das Burgmuseum untergebracht. In der archäologischer Abteilung illustrieren wichtige Funde die Geschichte des Dorfes von der Bronzezeit bis zum Mittelalter. Darunter auch die bedeutende archäologische Stätte von Prati di S. Andrea, ein wesentlicher Teil der ursprünglichen Siedlung, die erhalten geblieben ist.
Fast gegenüber der Burg könnenin der Erzpriesterkirche der Heiligen Johannes und Andreas aus dem 15. Jh. einige wertvolle Werke bewundert werden: die "Madonna del Pubblico Voto" aus Terracotta, das Taufbecken, ein Tabernakel aus dem 15. und die Orgel aus dem 18. Jh.
In der Kirche sind außerdem zwei Museen von großem Interesse untergebracht. Im Pfarrmuseum für sakrale Kunst gibt es ein wertvolles Altarbild "Madonna und Heilige" von Innocenzo da Imola aus dem 16. Jh., ein Holzkruzifix der Schule von Donatello und eine bemerkenswerte Sammlung von Andachtskeramiken zu bewundern. Das Pietro-Mascagni-Museum hingegen weist zahlreiche Erinnerungsstücke an den Komponisten aus Livorno auf, die der Stadt von der örtlichen Chorsängerin Anna Lolli geschenkt wurden.
Im Frühjahr findet die legendäre "Sagra del Castrato" (Hammelfleischfest) statt. Und im Sommer wird es lebendig und bunt in diesem alten Dorf beim Popoli Pop Cult Festival. Dann finden an jedem Ort, in jedem historischen Gebäude und auf jedem freien Platz Tanzaufführungen aus aller Welt statt und es gibt Essenstände mit kulinarischen Spezialiäten aus aller Welt und aus der Romagna sowie Kunst- und Fotoausstellungen.
Zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, in Richtung Lugo, steht die Wallfahrtskirche Madonna del Soccorso aus dem 18. Jh., ein Werk des Architekten Cosimo Morelli, das schon lange ein Pilgerziel ist. Dort wird eine bemalte Terrakotta-Madonna mit Kind verehrt, die einst auf einer Eiche über einem Teich stand und dem Wasser angeblich Wunderheilkraft verliehen habe.
In der gleichen Gegend befindet sich die Villa Morsiani, eine historische Residenz aus dem 15. Jh., die von einem Park mit jahrhundertealten Bäumen umgeben ist. In der Villa ist seit langem eine bedeutende Bernhardinerzucht und die Internationale Stiftung für Hundestudien "Antonio Morsiani" untergebracht. Von hier stammen mehrere "Schauspielerhunde" des italienischen und internationalen Films.