Die Rostdrucke und Webarbeiten mit Sumpfgräsern, die Mosaike in Ravenna und die Keramik in Faenza, zeitlose Werkstätten im Zentrum von Ferrara, die Terrakotta- und Schmiedeeisen-Objekte: Wenn gesagt wird, dass wir Bewohner der Romagnaeinfach sind, dann geht es vielleicht nicht nur um die Freundlichkeit und Gastfreundschaft, die uns seit jeher bei der Aufnahme von Touristen aus aller Welt auszeichnet.
Teils aus Notwendigkeit, teils aus Genialität, war das Handwerk in der Romagna schon immer mehr als nur ein Beruf: Seit Jahrhunderten erzählen hier Frauen und Männer mit ihren Kreationen die Geschichte einer tiefen Verbindung zwischen sozialem und produktivem Leben, ein roter Faden, der sich noch heute durch die Bräuche und Geschichte im Zeichen alter, in den Werkstätten überlieferter Techniken zieht.
Keine historischen Rekonstruktionen, sondern lebendige Traditionen. Nicht zuletzt deshalb, weil die alten Meister von immer mehr jungen kreativen Menschen flankiert werden, die das Wissen der Vergangenheit mit einem Augenzwinkern für Kunst und Design auf moderne Weise neu interpretieren.
Deshalb besteht eine der vielen Möglichkeiten, die Romagna zu entdecken, darin, den Spuren ihrer Handwerker zu folgen. Und wie? Zunächst einmal durch den Besuch von Läden, Werkstätten, Ateliers und Studios, um den Handwerker der Romagna aus nächster Nähe bei ihrer Arbeit zuzuschauen, an Kursen und Lehrgängen teilzunehmen und natürlich Souvenirs zu kaufen, die weit über ein einfaches Andenken hinausgehen.
Aber man kann die handgemachte Romagna auch bei einem Ausflug in die Hügel oder ans Meer erleben, indem man einfach eine Piadina verspeist, die in einer Montetiffi-Pfanne zubereitet und vielleicht in eine mit einer Mangel gebügelte Serviette eingewickelt wurde, und einen Sangiovese trinkt, der in einem Majolika-Krug serviert wird.
Worüber sprechen wir, wenn wir über den handwerklichen Tourismus in der Romagna sprechen? Ein perfektes Beispiel ist Ravenna. Ravenna ist die Stadt der Mosaike, vor allem wegen ihrer acht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Monumente, die zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. von unvergleichlichen Künstlern und kühnen Baumeistern geschaffen wurden: Die goldenen Mosaiksteine der Kuppel der Basilika San Vitale strahlen auch nach fast 1500 Jahren noch in den Augen aller Reisenden, von Lord Byron über Gustav Klimt bis zum heutigen Tag.
Ravenna ist die Stadt der Mosaike für das MAR-Museum mit seiner ständig wachsenden Sammlung moderner Mosaike, die über die traditionelle Technik hinausgehen, und für die Biennale der zeitgenössischen Mosaike, die internationale Ausstellung, die Künstler und Schulen der Mosaikkunst aus der ganzen Welt in die Stadt bringt.
In Ravenna sind Mosaiken tatsächlich überall zu finden, nicht nur in Denkmälern und Museen. Sie finden sich auf Straßenschildern, in Parks, auf Blumenkästen, in Schaufenstern und an Wänden, dank des Einfallreichtums des internationalen Straßenkünstlers Invader.
Ravenna ist also auch deshalb die Stadt der Mosaike, weil sie Standort von Dutzenden von Werkstätten und Workshops ist, in denen jeder Tourist die Kunsthandwerker bei der Arbeit bewundern, ihre Kreationen erwerben und sich am Ende vielleicht selbst in einem Mosaikkurs auf die Probe stellen kann bei dem er sein eigenes Werk kreiert.
Das Gleiche gilt für die Keramik in Faenza: dank der Sammlungen des Internationalen Keramikmuseums, das zu den bedeutendsten der Welt gehört, aufgrund bedeutsamer Veranstaltungen wie Argillà und Made in Italy, dank der historischen Tradition der Gruftis von Nott de Bisò und dank der modernen Tradition des Bezirks A, einem Kunstviertel, in welchem Ateliers ihr Zeichen hinterlassen haben.
So auch in Santarcangelo und Gambettola für Rostdrucke, in Villanova di Bagnacavallo für das Weben von Sumpfgräsern, in Ferrara mit seinem historischen Zentrum, wo man wie zu Zeiten von Isabella d'Este einkaufen kann: In der Romagna ist auch der Tourismus handgemacht.