Faenza steht für Keramik und Keramik steht für Faenza. Nicht von ungefähr wird noch heute in Frankreich der Begriff "faïence" für Majolika verwendet. Verdienst einer tausendjährigen Zunft, die im Mittelalter aus dem Reichtum des Lehmbodens in der Umgebung entstand und sich aufgrund der strategischen Lage der Stadt auf halbem Weg zwischen dem Meer und Bologna entlang der Via Emilia und dem Tor zur Toskana vergrößerte.
Eine typisch romagnolische Geschichte: Aus der Not wird eine Tugend, und in nur wenigen Jahrhunderten werden die ersten Keramiken mit einfachen, für den praktischen Gebrauch bestimmten Formen, die wir heute als archaisch bezeichnen, verfeinert, wobei byzantinische, arabische und orientalische Einflüsse einfließen, gefärbt und mit dem typischen Pfauenfeder-Augenmotiv verziert werden. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erreichte die technische Meisterschaft der Handwerker von Faenza ihren Höhepunkt, und die Stadt verdiente sich zweifellos den Titel Hauptstadt der Keramik: Dies war die Epoche der “Bianchi di Faenza”, eleganter milchig-weißer Artefakte, die sich durch minimale Verzierungen und vielfältige, manchmal sogar extravagante Formen auszeichneten.
Fünfhundert Jahre später wird in der Stadt Manfredi die Keramikkunst noch immer von Dutzenden von Handwerkern und Künstlern in ihren Werkstätten überliefert, und es gibt viele Museumsräume, von denen viele in denselben Werkstätten der größten Keramiker des letzten Jahrhunderts entstanden sind, in denen man Teller, Krüge und Vasen bewundern kann, die von Gegenständen zu wahren Kunstwerken geworden sind.
Eine Reise nach Faenza auf den Spuren des traditionellen Handwerks kann nur im MIC beginnen, dem Internationalen Keramikmuseum, einem der weltweit bedeutendsten in diesem Bereich. Es wurde 1908 gegründet und beherbergt mehr als 60.000 Werke, wobei eine besondere Abteilung der Keramik aus der Renaissance von Faenza gewidmet ist. Das MIC ist auch ein Kulturzentrum mit einer Bibliothek, Archiven, didaktischen und restauratorischen Werkstätten und Ort für Veranstaltungen wie der Preiswettbewerb der Faenza-Biennale, insbesondere Anfang September während des Ausstellungsmarktes Argillà Italia: Behalten Sie stets den Veranstaltungskalender im Auge!
Diese Tour von Keramik zu Keramik setzt sich im Werkstatt-Museum fort, das Carlo Zauli, einem international bekannten Künstler aus Faenza, gewidmet ist. In den historischen Räumen der Werkstatt, im Tonkeller und im Saal der großen Reliefs ist das Museum noch heute ein Zentrum für die Keramikproduktion und die Verbreitung zeitgenössischer Kunst. Zauli ist nicht der einzige große Keramiker, dem in Faenza ein Museum gewidmet ist: Zu den bedeutendsten zählt auch die Hauswerkstatt von Guerrino Tramonti, in der etwa 390 Werke ausgestellt sind, darunter Skulpturen, polychrome Keramiken und Gemälde, die die künstlerische Entwicklung des Künstlers mit Bezügen zur orientalischen Kunst und den von ihm eingeführten technischen Innovationen aufzeigen. Eine weitere Etappe ist Leandro Lega gewidmet, mit einer Ausstellung seiner Werke, der historischen Werkstatt, dem Archiv und der Bibliothek, während der Rundgang mit dem Riccardo Gatti gewidmeten Museum beendet werden kann, das 1998 in der historischen Werkstatt eingeweiht wurde: Die Sammlung umfasst einzigartige Stücke, darunter die ersten Werke mit “Widerschein” aus den 1920er und 1930er Jahren, die die Verbindung des Künstlers zum Futurismus belegen.
Wenn Sie durch die Straßen der Altstadt von Faenza schlendern, lassen Sie sich von den ovalen Tafeln an den Fassaden der Gebäude leiten, die ausschließlich aus Keramik bestehen: Sie weisen auf die Werkstätten hin, in denen noch heutzutage handwerkliche Stücke und Meisterwerke entstehen. Betreten Sie eine Werkstatt und lassen Sie sich vom Charme der Keramikarbeit verzaubern, bewundern Sie die Regale voller "Biscotti" - die noch zu verzierenden Terrakottastücke - und versuchen Sie, sich das Endergebnis mit seinen einzigartigen Farben und Widerscheinen vorzustellen. Beobachten Sie die fachkundigen Hände der Verziererinnen die mit präzisen und zarten Gesten, wie vor 500 Jahren, Keramik in reine Kunst verwandeln.
Im gesamten Gebiet von Faenza gibt es mehr als 60 Werkstätten und Kunstateliers, in denen Tradition und Innovation miteinander verschmelzen und in denen Keramikmeister einzigartige Stücke schaffen: von Keramik für den täglichen Gebrauch, vielleicht für die Tafel, bis hin zu Einrichtungsaccessoires, die vom zeitgenössischen Design inspiriert sind. Ein Besuch in den Werkstätten bietet die Möglichkeit, direkt von ihren Schöpfern Objekte zu erwerben, die es nirgendwo anders gibt, denn in jedem Stück stecken jahrhundertelange Erfahrung und raffinierte Handwerkskunst. Jedes Atelier erzählt eine Geschichte der Leidenschaft, der Technik und der Kreativität, dieauch in Form von Kursen und Vorführungen weitergegeben werden kann: Erlebnisse von einigen Stunden, einem Tag oder einem ganzen Wochenende, die es Ihnen ermöglichen, wiederzukommen